Weinen
konnte ich nicht
Vierzehn Vögel starben –
in der Kälte
zwölf Kinder hungerten –
weinen konnte ich nicht,
weil die Milch in den Brüsten versiegte.
Krokodile,
die für einen Dollar
zu Schuhen verarbeitet werden,
grausam fällt das Eisen nieder.
Wolken zogen über mir vorüber,
Wolkenbrüche ergoss ich über sie,
Wolkenbrüche –
stoppen konnte ich sie nicht.
Ich habe nichts mehr
außer dem Gedicht
und wenn die Welt untergeht
könnte ich das Echo
des Geschreis,
das mir in die Augen, mir an die Mauern stößt,
doch nicht beiseite räumen,
gerade so, als ob es Kleingeld wäre.
Das wiederholt sich,
wiederholt sich bis zum Morgen
Schneekälte
in den Augen,
die nicht leben können,
in den erfrorenen Händen - Gott
die Eide, die ich schwor,
die Schwüre –
halten konnte ich sie nicht.
Noch
bevor alles, was wächst,
auch nur entsteht,
reiben die Schwarzen, gering an der Zahl,
sich in Kämpfen auf mit den Gelben.
Blau wird mir in der Seele.
Mit den Gangstern zog ich auf Straßenraub aus,
plünderte die Geliebte,
nahm ihr alles,
da war nichts mehr zu stehlen,
nichts außer Gold,
und Gold –
konnte ich mir doch nicht um den Hals hängen.
In jedem Mondlicht
ein Künder von Katastrophen,
und in allen Blättern,
die fallen,
das Gejammer der Seerose,
die sich in die Nacht zurückzieht,
in jedem Gewehrlauf
ein schändlicher Hass –
ich konnte dich –
ganz und gar nicht begreifen.
Bilder halber Menschen in den Spiegeln,
eine Furcht,
die knarrend mir die Tür verschließt,
der Fleck einer Möwe,
der ins Weiße fällt –
die Flecken wischte ich ab.
Bei jedem Sonnenblinzeln
war ich das Herz in jedem Kind,
um neugeboren zu werden,
ganz ohne Vergangenheit.
Alle Schmerzen spüre ich im Bauch.
Ein Mensch bin ich geworden –
und konnte es keinem erzählen.
Heute weinte ich zum ersten Mal,
worüber ich
bisher
nicht weinen und
erzählen konnte
30 12 2001
Nachdichtung von Dr. Monika Carbe
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